Hoher Erlös für Querschnittgelähmten

Üblicherweise nimmt der Sieger etwas mit, in Niederbrechen hat er stattdessen etwas gebracht. Nach dem Finale beim Fußball-Benefizturnier der Max Stillger Stiftung überrreichten die Vertreter der Deutschen Nationalmannschaft der Winzer dem Vorsitzenden einen Scheck über 500 Euro. Freilich nicht aus spontaner Freude über den 2:0-Erfolg gegen Titelverteidiger SG Hoechst Classique, die Weinelf hatte dies schon vorher angekündigt.

„Wir haben die Stiftung wieder gerne unterstützt, weil sie alles ehrenamtlich macht und jeder Cent ohne Abzug von Verwaltungskosten für den guten Zweck verwendet wird“, sagte Präsident Robert Lönarz. Nur aus diesem Grund hätten die Weinfreunde, die neben Europameisterschaften und anderen großen Turnieren ausschließlich Benefizspiele bestreiten, mitgewirkt. Laut Satzung ist während der Lese im Herbst Pause. Den Wanderpokal bekommt die diesmal überwiegend mit Winzern aus Rheinhessen besetzte, von Kapitän Tim Weisbach angeführte und von Friedel Müller gecoachte Mannschaft nachgereicht.

Vielleicht hatten die Verantwortlichen von Hoechst Classique ja gedacht, sie könnten auf das „Gepäck“ verzichten, weil sie den Pott ohnehin wieder mitnehmen würden. Das Team war seiner Favoritenrolle bis zum Endspiel gerecht geworden. Mit Sandro Schwarz, bis Frühjahr Trainer des Bundesligisten Hertha BSC Berlin und davor bei Spartak Moskau und Mainz 05 tätig und als Aktiver in der 2. Liga am Ball, stellte die SG den prominentesten Kicker. In der „dritten Halbzeit“, abends auf der Kirmes in Niederbrechen, liefen die Gäste vom Main noch einmal bis nachts zu großer Form auf.

Jonas Keil war aus der Reha in Bad Orb gekommen, um sich bei seinen Unterstützern zu bedanken. Links Steven Keiper vom Mofa-Club Niederbrechen, der stellvertretend für die vielen Spender stand und einen 300-Euro-Scheck überreichte. Rechts Stiftungsvorsitzender Max Stillger. Fotos: Joachim Heidersdorf
Der eigentliche Sieger der Veranstaltung stand nicht auf dem Kunstrasen, sondern verfolgte das Geschehen aus seinem Rollstuhl. Der Erlös fließt Jonas Keil aus Dehrn zu, der seit einem Mountainbike-Unfall im Januar querschnittgelähmt ist und von der Reha in Bad Orb angereist war. „Ich mache kleine Fortschritte und bin zufrieden“, sagte der 33-Jährige in einem Interview mit Max Stillger. „Mein Ziel ist es, irgendwann aus dem Ding rauszukommen“. Weil die Nervenbahnen im Rückenmark nicht durchtrennt, sondern „nur“ verletzt worden seien, bestehe Hoffnung. Er werde viel Kraft, Geduld und auch etwas Glück brauchen, um wieder auf seinen Füßen stehen zu können. Und bis dahin auch viel Geld… Im Haus müsse einiges umgebaut, das Auto auf Handgasbetrieb umgerüstet werden. „Die Mittel fließen leider nicht so, wie man sich das vorstellt“, berichtete Keil. Seinen Beruf als Maschinenanlagenführer bei Tetra Pak werde er nicht mehr ausüben können. Mit seinem Arbeitgeber sei er in guten Gesprächen über eine andere Beschäftigung.

Die Stiftung unterstützt die von Jonas‘ Freunden initiierte Hilfsaktion zur Anschaffung eines behindertengerechten Handbikes mit elektronischer Unterstützung. Mit diesem speziellen Fahrrad soll der junge Mann später wieder die Natur genießen können. Nach dem ersten Aufruf in den sozialen Medien sind bereits rund 10.000 Euro gespendet worden. „Bis zum Abschluss der Aktion Ende Oktober sollen weitere 10.000 Euro hinzukommen“, kündigte Max Stillger an. Mehrere Bekannte und Sponsoren hätten Spenden avisiert. Den ersten Scheck überreichte am Samstag der Brechener Bürgermeister Frank Groos als Schirmherr. Stellvertretend für die Vereine und Gruppen, die sich ebenfalls für Jonas Keil engagiert haben, stand Steven Keiper vom Mofa-Club Niederbrechen, der 300 Euro übergab.

Max Stillger wertete das zweite Benefizturnier insgesamt als großen Erfolg. Die Stiftung müsse in der Öffentlichkeit auf sich aufmerksam machen, um nach seinem Motto „Net schwätze, mache!“ weiter viel Gutes in der Region leisten zu können. Dass ihm der Fußball besonders am Herzen liegt, ist bekannt. Der 61-Jährige fachsimpelte denn auch eifrig mit den Zuschauern, darunter die ehemaligen heimischen Bundesligaspieler Atze Rompel, Michael Blättel und Bernd Eufinger sowie Kreisfußballwart Marcus Kasteleiner. Weltmeister Bernd Hölzenbein aus Dehrn hatte seinem Bruder Gerd ein paar Fanartikel der Frankfurter „Eintracht“ mitgegeben. Die Hoechster stifteten ein „Eintracht“-Trikot mit Originalunterschriften aller Spieler das versteigert werden soll. Gebote können bei der Stiftung abgegeben werden.

Stillgers Mannschaft, die „Max Value All Stars“, schied ebenso wie das zweite heimische Team, die Ü-45-Kreisauswahl um Lokalmatador Jochen Königstein, bereits in der Vorrunde aus. Im Halbfinale setzten sich die Weinelf mit 2:0 gegen die Traditionsmannschaft des SV Wehen Wiesbaden und Hoechst Classique mit 3:1 gegen Cosmos Marburg durch. Den dritten Platz sicherte sich Marburg nach einem spannenden Siebenmeterschießen.

Max Stillger und Jonas Keil dankten allen Beteiligten, die sich in den Dienst der guten Sache stellten: Den Akteuren und Besuchern, dem Gastgeber FC Alemannia, den Schiedsrichtern Jürgen Dexheimer und Egon Maurer, Stadionsprecher Dieter Bäbler sowie den von Theo Speier vom Stiftungsvorstand für die Organisation und Bewirtung eingesetzten Helfern.

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